Rückblick zum Online-Fachtag Demokratie von Klein auf (er)leben

Der Online-Fachtag "Demokratie von Klein auf (er)leben - Anerkennung, Teilhabe und Mitbestimmung in der frühen Bildung" fand enormen Zuspruch.

Von den Teilnehmenden erstellte Wortwolke mit der offenen Aussage "Demokratie in der frühen Bildung ist..."

Auch mit diesem Online-Fachtag traf die Koordinierungsstelle Vielfalt in der Kindertagesbetreuung den Nerv der Zeit. 

Die Resonanz war sogar so groß, dass nach mehr als 160 Anmeldungen leider keine weiteren mehr für die Workshops berücksichtigt werden konnten.
In ihrem Impulsvortrag „Demokratie in der Kindertagesbetreuung – Konzepte, Diskurse und Spannungsfelder in der Demokratiebildung mit den Jüngsten“ stellte Judith Durand vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) wissenschaftliche Erkenntnisse u.a. zur Teilhabe aus Kinderperspektive und Partizipation in der pädagogischen Praxis vor. Sie betonte, dass Kinder im Alltag Demokratie erleben müssen, indem sie gehört werden und mitentscheiden dürfen. Nur so könnten sie demokratische Werte verinnerlichen. Dies gelte insbesondere in Zeiten des weltweiten Rückgangs von Demokratien, dem Erstarken populistischer Einstellungen und dem sinkenden Vertrauen in Institutionen. Gerade letzteres sei ein Grund, weshalb Demokratiebildung bereits in Krippen oder Kitas – die von Kindern ersten besuchten institutionellen Orte – stattfinden sollte.


In einem der fünf Workshops durften die Teilnehmenden die Erfahrung machen, nichts zu verstehen und im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos zu sein. Gleich zu Beginn bat Leiterin Rihab Chaabane die Teilnehmenden, sich vorzustellen im Kindergarten-Alter und mit den Eltern in ein anderes Land ausgewandert zu sein. Der erste Teil des Experiments bestand darin, dass Chaabane in einer den Teilnehmenden unbekannten Sprache ohne jegliche Gestik oder Zuhilfenahme von Bildern auf diese einsprach. Im zweiten Teil sprach sie die Teilnehmenden abermals direkt an, setzte jedoch zusätzlich Gebärden-unterstützte Kommunikation (GuK) sowie Bilder zur Verdeutlichung ein – schon konnten die Teilnehmenden sie verstehen und sie fühlten sich auch deutlich wohler. 
Mit dieser Übung sensibilisierte Chaabane für das Thema Kommunikation. Sie ist Grundlage und Voraussetzung jeglichen Agierens. Die weiteren Inhalte des Workshops wie unterstützte Kommunikation, leichte Sprache und transkulturelle Kommunikationsmethoden fanden daher sehr viel Anklang. Ebenso vermittelte Chaabane, dass Kommunikation der Schlüssel für Teilhabe ist und Sprache auch immer Identität bedeutet und niemals verboten werden darf, sondern vielmehr in den Alltag mit einbezogen werden sollte.


In einem anderen Workshop standen die Kinderrechte im Fokus. Silvia Deichmann-Seidel von der Fachstelle Kinderrechte in der Kindertagesbetreuung beim Kinderschutzbund Gießen betrachtete mit den Teilnehmenden die wichtigsten Kinderrechte und ihre Umsetzung in der Praxis. Des Weiteren skizzierte sie, warum Kinder durch die Kinderrechte speziell geschützt werden müssen, obwohl es bereits die Menschenrechte gibt. Zum einen handele es sich um eine besonders schutzbedürftige Bevölkerungsgruppe, zum anderen hätten Kinder besondere Bedürfnisse, so Deichmann-Seidel. 
Sehr inspirierend waren auch ihre Praxisbeispiele der Umsetzung von Partizipation und Kinderrechten in Tageseinrichtungen, die sie beobachtet oder mitentwickelt hat. Sie betonte, dass in diesem Zusammenhang Zugang, Niederschwelligkeit und eine inklusive Gestaltung sehr wichtig seien.


Der Fachtag verdeutlichte, wie wichtig Demokratiebildung schon in der frühen Bildung ist, um Weichen für ein friedvolles und wertschätzendes Miteinander zu stellen. Der 8. Mai als geschichtsträchtiges Datum war daher bewusst von unserer Koordinierungsstelle Vielfalt in der Kindertagesbetreuung und dem Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales gewählt worden.


Der nächste Fachtag findet am 12. November statt. Auch dieser wird sich dem Thema Demokratie (-Bildung) widmen, dann mit dem Schwerpunkt Flucht, Migration und rassismuskritische Haltung.
 

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